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Freiwillige Medikamententester werden in die Irre geführt
Forscher
fordern Ende der Praktiken der Pharmaindustrie
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Bath (pte/12.09.2005/14:24)
- Patienten, die freiwillig neue Medikamente testen, werden von den
Pharmafirmen häufig irregeführt, berichten Forscher der University of Bath
http://www.bath.ac.uk
in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins British Medical Journal. Die
Forscher um Gordon Taylor und Paul Wainwright haben entdeckt, dass viele
der Studien unter äußerst zweifelhaften Bedingungen zustande gekommen
sind. Die Zahl der Volontäre sei nämlich, so die Wissenschaftler, nicht
repräsentativ.
Davon betroffen sind die so genannten "Open Label Extension Studies"
(OLES), die dazu dienen, nach den klinischen Tests zu erheben wie
effizient die neuen Mittel wirken. Viele der Patienten, die an diesen
Untersuchungen teilnehmen, taten dies in den zuvor durchgeführten
klinischen Tests und wurden dann sozusagen mit der Aussage "rekrutiert",
sie würden der wissenschaftlichen Forschung helfen. Das bedeutet auch,
dass die Zahl der Untersuchten nicht repräsentativ sei. Allerdings werden
weniger als vier Prozent dieser Ergebnisse in Wissenschaftsmagazinen
publiziert.
Nach Ansicht der Forscher sollten diese "zynischen" Studien, die nur
Marketingzwecken dienen, eingestellt werden. Neben der Tatsache, dass sie
keine wissenschaftliche Relevanz haben, stelle sich auch die Frage nach
der Ethik gegenüber den Probanden, die nicht wissen, ob sie ein Medikament
oder ein Placebo erhalten. Da viele dieser Studien während der klinischen
Tests durchgeführt werden, ist nicht klar, ob das neue Medikament
tatsächlich eine Verbesserung des Leidens hervorruft oder nicht. Einige
der freiwilligen Patienten nehmen an solchen OLES-Studien bis zu zwei
Jahre lang teil, während die klinischen Tests nach wenigen Wochen beendet
sind.
"Die OLES sollten eigentlich deutlich machen, wie Medikamente im
Langzeittest wirken, und welche unerwünschten Nebenwirkungen sie haben",
erklärt Taylor, der im Rat des Association of Research Ethics Committees
sitzt. "Wir lehnen nicht alle diese Studien ab, geben allerdings zu
bedenken, dass eine Reihe dieser zu hinterfragen ist", meint Taylor. "Der
einzige Zweck dieser Studien liegt darin, wertvolle Marketinginformationen
über verschiedene Produkte zu erhalten", so Taylor. Sinnvoll wären solche
Studien auch dann, wenn Patienten der Zugang zu anderen Medikamenten nicht
möglich ist. Dennoch sollten die Probanden darüber informiert werden, ob
sie nun das Medikament oder das Placebo erhalten.
"Wenn solche Untersuchungen im Namen der Wissenschaft und Forschung
stattfinden, sollte es wesentlich rigorosere Zulassungskriterien über die
wissenschaftlichen Prinzipien geben", erklärt der Mediziner. "Die Gabe von
neuen Medikamenten aus Mitleid sollte nicht während der Testphase
erfolgen. Außerdem sollte andere Methoden der Lizensierung eingeführt
werden". (Ende)
Quelle: pressetext.at
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